Der Vorstandsvorsitzende der adidas AG im Gespräch auf seinem Stammplatz in der leeren Allianz Arena. "Ich habe die Allianz Arena so noch nie erlebt. Ein leeres Stadion ist außergewöhnlich. Allein die Stille. Man konzentriert sich viel mehr auf Details und die beeindruckende Architektur."
Warum hier, Herr Hainer?
Herbert Hainer: Dies ist mein Stammplatz bei den Heimspielen des FC Bayern. Links von mir sitzt dann Susi Hoeneß (Anm.d.Red.: die Frau von Bayern- Präsident Uli Hoeneß), rechts Herbert Henzler (Anm.d.Red.: ehemaliger Leiter McKinsey Unternehmensberatung). Wir sind seit Eröffnung der Arena eine eingespielte Truppe. Wenn das Stadion voll und das Spiel mitreißend ist, geht es auch hier oben zur Sache. Ganz anders als heute: Ich habe die Allianz Arena so noch nie erlebt. Ein leeres Stadion ist außergewöhnlich. Allein die Stille. Man konzentriert sich viel mehr auf Details und die beeindruckende Architektur.
Wird der CEO von adidas Herbert Hainer in dem Moment, wo er ein Fußballstadion betritt, zum normalen Fußballfan Herbert Hainer?
(lacht) Ach was, das passiert schon, wenn wir in Herzogenaurach aufbrechen. Fragen sie mal meinen Fahrer. Wir waren beide aktive Fußballer. Da geht die Fachsimpelei sofort los: Wer ist verletzt? Wie sieht die Taktik aus? Aber das macht ja Spaß.
Als Jugendlicher standen Sie in der Fankurve des Stadtrivalen 1860 München.
Mein Onkel hat mich Mitte der 1960er-Jahre regelmäßig mit ins Stadion genommen. Die Blauen waren damals sehr populär. Die Meistermannschaft von 1966 kann ich komplett aufzählen.
Mein Bruder hat sogar zehn Jahre als Profi bei 1860 gespielt. In den 1970er-Jahren, als der FC Bayern nicht nur erfolgreicher, sondern auch attraktiver spielte, habe ich dann das Lager gewechselt. Seitdem bin ich überzeugter Roter, also ein Fan des FC Bayern.
Sie selbst waren Stürmer beim TSV Dingolfing. Und später bei der Spielvereinigung Landshut. Was fehlte zum Sprung nach ganz oben: Talent oder Ehrgeiz?
Der Ehrgeiz war bundesligareif, mindestens! Aber für den Sprung nach ganz ober hat mir dann doch das Talent gefehlt. Besondere Glücksmomente jedoch erlebt man im Fußball zum Glück unabhängig von der Liga. Ich erinnre mich noch gut an ein Entscheidungsspiel um den Niederbayern-Pokal. Wir haben 2:1 gewonnen, ich habe beide Tore erzielt.
Welche Spiele sind für Sie als Zuschauer unvergessen?
Als Kind habe ich gebannt vor dem Fernseher gesessen und die Weltmeisterschaft 1966 verfolgt. Das berühmte Wembley-Tor im Finale Deutschland gegen England empfinde ich bis heute ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Auch die letzten beiden Champions-League-Finals mit Beteiligung des FC Bayerns, also der Last-Minute-K.o. gegen Manchester United 1999 in Barcelona und der Triumph zwei Jahre später in Mailand, im Elfmeterschießen gegen Valencia, sind unvergessene Momente.
Gab es in ihrer Jugend Spielerpersönlichkeiten, die Sie besonders geschätzt haben?
Am meisten bewundert habe ich immer Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath. Beim Franz war es diese Leichtigkeit. Da sah alles so unaufgeregt und elegant aus. Dagegen Wolfgang Overath, ebenfalls ein brillanter Techniker, aber eben auch ein richtiger Fighter. Bei ihm hat man an jeder Faser seines Körpers gesehen, mit welcher Leidenschaft er dabei ist.
Gibt es solche Spielerpersönlichkeiten heute noch?
Absolut. Hier wird mir die Vergangenheit zu oft glorifiziert, und die aktuellen Stars kommen in dieser Hinsicht zu schlecht weg. Allen voran David Beckham. Das ist ein absoluter Vollprofi, auf dem Spielfeld genauso wie außerhalb. Immer auf die Sekunde pünktlich, immer top vorbereitet. Wenn ich Leute höre, die ihn auf eine Stilikone reduzieren, ärgert mich das. Beckham hat mit Manchester United alle wichtigen Titel gewonnen. Er hat für die größten Clubs der Welt gespielt. Er war Kapitän der englischen Nationalmannschaft und ist auch jetzt beim AC Mailand wieder Führungsspieler. So schlecht kann er also nicht sein, oder?
Wie wichtig ist der Fußall für adidas?
Adidas ist durch den Fußball entstanden und groß geworden. Auch wenn er nur rund 18 Prozent des Gesamtumsatzes der Marke ausmacht: Fußball ist das Herz und die Seele des Unternehmens. Die Geburtsstunde von adidas war ohne Zweifel das WM Finale 1954 in Bern und damit einhergehend die Einführung der Schraubstollen. Das Bild, auf dem Sepp Herberger erstmals die Erfindung von Adi Dassler begutachtet, ist um die Welt gegangen.
Vorsprung durch Technik: Das Motto von Audi trifft auch auf adidas zu. Erkennen Sie Parallelen zwischen beiden Unternehmen?
Audi hat in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren in der Premiumklasse der Automobilhersteller den größten Sprung gemacht. Keine Marke war derart innovativ in Technik und Design. Als ich im Jahr 2000 stellvertretender Vorstandsvorsitzender von adidas wurde, habe ich fünf Thesen an die Wand geworfen. Eine lautete: Wir müssen in unserer Industrie Innovationsführer werden. Und als Unterziel formulierte ich damals: Jedes Jahr eine Innovation! Das ist uns gelungen und war maßgeblich für unser Wachstum. Audi verfolgt eine ähnliche Strategie und ist wie adidas überzeugt, dass man durch Innovationsführerschaft auch Marktführer wird. Meine Tochter fuhr übrigens vor Jahren das erste Alufahrzeug, einen Audi A2.
Mit welchem Auto sind Sie heute angereist?
In einem Audi A8 Zwölfzylinder.
Audi ist nach adidas als zweiter strategischer Partner beim FC Bayern eingestiegen. Begrüßen sie das?
Absolut. Ich habe den Einstieg als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern auch sehr eng begleitet. Audi ist ein idealer Partner für den FC Bayern. Nicht zuletzt auch aufgrund der Leidenschaft der handelnden Personen. Wir bei adidas kooperieren mit Audi und dem VW Konzern ohnehin auf vielen Ebenen.
2010 ist ein WM-Jahr. Auch ein besonderes für adidas?
Die Fußball-WM ist das größte Sportereignis der Welt und für uns der Schauplatz schlechthin. Wir sind offizieller Sponsor, Ausrüster und Partner der FIFA und beim Turnier in Südafrika mit zwölf adidas Teams am Start. Und um Ihrer nächsten Frage gleich zuvorzukommen: Mein Favorit ist Europameister Spanien, aber ich denke auch, dass die deutsche Mannschaft weit kommen kann.
Es gab etliche Bedenkenträger, als die Entscheidung auf Südafrika als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2010 fiel. Zählten Sie dazu?
Nein. Wenn man den Fußball weiterentwickeln will, muss man Ihn dorthin bringen, wo er noch nicht so prominent ist. Also auch nach Afrika. Ich habe großes Vertrauen in die Organisationskraft der FIFA und habe die ansteckende Begeisterung der Gastgeber beim Confederations Cup im letzten Jahr vor Ort erlebt. Daher bin ich überzeugt, dass wir eine einzigartige WM erleben werden.
Ihr Augenmerk richtet sich längst nicht nur auf den Spitzensport: Sie haben sich kürzlich mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus getroffen. Warum?
Sein Modell, bei dem er mit Mikrokrediten den Ärmsten der Armen zur Selbstständigkeit verhilft, fasziniert mich. Wir haben intensiv über eine Zusammenarbeit gesprochen. Eine der größten Krankheiten in Bangladesch ist die Wurmkrankheit. Die Menschen dort laufen zum großen Teil barfuß. Durch die Würmer, die dort im Boden sind, infizieren sie sich häufig. Wir planen einen Schuh, den sich jeder leisten kann. Wir haben Leute vor Ort und es gibt auch schon Prototypen. Das Spannende an der Idee des Mohammad Yunus ist, dass er keine Charity betreiben möchte. Geschäft und Wohltat kann man durchaus vereinen.
Derartige Einzelprojekte sind nur glaubwürdig, wenn sich ein Unternehmen generell einem solchen Geist verpflichtet fühlt.
adidas ist seit zehn Jahren im weltweiten Dow Jones Sustainability Index und auch in den entsprechenden europäischen Indizes für Nachhaltigkeit. Wir haben eine eigene Abteilung, die sich um das Thema Nachhaltigkeit kümmert. Alle zwei Jahre bringen wir einen rund 60 Seiten starken Sozial- und Umwelt-Standartreport heraus, in dem wir unsere Ziele auf diesem Gebiet genau definieren. Das kann sich jeder Verbraucher im Internet anschauen und sofort in den Dialog mit uns treten. An diesen Zielen lassen wir uns messen.
Welche Ziele verfolgen Sie mittel- und langfristig mit adidas?
Wir haben drei Stoßrichtungen. Wir wollen unsere Marktführerschaft in den europäischen Großmärkten festigen. In Amerika sehen wir noch enormes Aufholpotenzial. Und wir investieren in den drei großen Wachstumsmärkten. Also in China, in Russland und in Indien.
Herr Hainer, was treibt Sie an?
Ich bin leidenschaftlicher Sportler und somit angetrieben vom Wettkampf und vom Streben nach Erfolg, aber eben auch vom Miteinander und vom Teamgeist. Es gibt nichts Schöneres für mich, als gemeinsam in einem Team Erfolge zu haben- und sie auch zu feiern. Es gab sehr wenige Tage, an denen ich mich nicht auf die Arbeit gefreut habe.
Vielen Dank für dieses Gespräch!
Zur Person: Herbert Heiner
Es gibt keine Zufälle: Herbert Hainer wird am 3. Juli 1954 im bayerischen Dingolfing geboren. Einen Tag später wird Deutschland in Bern zum ersten Mal Fußball Weltmeister. Hainer selbst bezeichnet dies die Geburtsstunde der Marke adidas. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Landshut startet Hainer 1979 seine Karriere als Marketing-Manager für Deutschland bei Procter&Gamble. 1987 wechselt er zu adidas nach Herzogenaurach. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Unternehmen wird er im März 2001 Vorstandsvorsitzender der adidas AG. Der leidenschaftliche Sportler- Golfhandicap 19 - ist u.a. stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München. 2001 beteiligt sich adidas mit zehn Prozent an der neu gegründeten FC Bayern München AG. Hainer ist vielfach ausgezeichnet, u.a. 2005 als „Unternehmer des Jahres“ und 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.
Wir danken dem Audi Magazin für die Unterstützung und der zur Verfügungstellung des Interviews.
Herbert Hainer: Dies ist mein Stammplatz bei den Heimspielen des FC Bayern. Links von mir sitzt dann Susi Hoeneß (Anm.d.Red.: die Frau von Bayern- Präsident Uli Hoeneß), rechts Herbert Henzler (Anm.d.Red.: ehemaliger Leiter McKinsey Unternehmensberatung). Wir sind seit Eröffnung der Arena eine eingespielte Truppe. Wenn das Stadion voll und das Spiel mitreißend ist, geht es auch hier oben zur Sache. Ganz anders als heute: Ich habe die Allianz Arena so noch nie erlebt. Ein leeres Stadion ist außergewöhnlich. Allein die Stille. Man konzentriert sich viel mehr auf Details und die beeindruckende Architektur.
Wird der CEO von adidas Herbert Hainer in dem Moment, wo er ein Fußballstadion betritt, zum normalen Fußballfan Herbert Hainer?
(lacht) Ach was, das passiert schon, wenn wir in Herzogenaurach aufbrechen. Fragen sie mal meinen Fahrer. Wir waren beide aktive Fußballer. Da geht die Fachsimpelei sofort los: Wer ist verletzt? Wie sieht die Taktik aus? Aber das macht ja Spaß.
Als Jugendlicher standen Sie in der Fankurve des Stadtrivalen 1860 München.
Mein Onkel hat mich Mitte der 1960er-Jahre regelmäßig mit ins Stadion genommen. Die Blauen waren damals sehr populär. Die Meistermannschaft von 1966 kann ich komplett aufzählen.
Mein Bruder hat sogar zehn Jahre als Profi bei 1860 gespielt. In den 1970er-Jahren, als der FC Bayern nicht nur erfolgreicher, sondern auch attraktiver spielte, habe ich dann das Lager gewechselt. Seitdem bin ich überzeugter Roter, also ein Fan des FC Bayern.
Sie selbst waren Stürmer beim TSV Dingolfing. Und später bei der Spielvereinigung Landshut. Was fehlte zum Sprung nach ganz oben: Talent oder Ehrgeiz?
Der Ehrgeiz war bundesligareif, mindestens! Aber für den Sprung nach ganz ober hat mir dann doch das Talent gefehlt. Besondere Glücksmomente jedoch erlebt man im Fußball zum Glück unabhängig von der Liga. Ich erinnre mich noch gut an ein Entscheidungsspiel um den Niederbayern-Pokal. Wir haben 2:1 gewonnen, ich habe beide Tore erzielt.
Welche Spiele sind für Sie als Zuschauer unvergessen?
Als Kind habe ich gebannt vor dem Fernseher gesessen und die Weltmeisterschaft 1966 verfolgt. Das berühmte Wembley-Tor im Finale Deutschland gegen England empfinde ich bis heute ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Auch die letzten beiden Champions-League-Finals mit Beteiligung des FC Bayerns, also der Last-Minute-K.o. gegen Manchester United 1999 in Barcelona und der Triumph zwei Jahre später in Mailand, im Elfmeterschießen gegen Valencia, sind unvergessene Momente.
Gab es in ihrer Jugend Spielerpersönlichkeiten, die Sie besonders geschätzt haben?
Am meisten bewundert habe ich immer Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath. Beim Franz war es diese Leichtigkeit. Da sah alles so unaufgeregt und elegant aus. Dagegen Wolfgang Overath, ebenfalls ein brillanter Techniker, aber eben auch ein richtiger Fighter. Bei ihm hat man an jeder Faser seines Körpers gesehen, mit welcher Leidenschaft er dabei ist.
Gibt es solche Spielerpersönlichkeiten heute noch?
Absolut. Hier wird mir die Vergangenheit zu oft glorifiziert, und die aktuellen Stars kommen in dieser Hinsicht zu schlecht weg. Allen voran David Beckham. Das ist ein absoluter Vollprofi, auf dem Spielfeld genauso wie außerhalb. Immer auf die Sekunde pünktlich, immer top vorbereitet. Wenn ich Leute höre, die ihn auf eine Stilikone reduzieren, ärgert mich das. Beckham hat mit Manchester United alle wichtigen Titel gewonnen. Er hat für die größten Clubs der Welt gespielt. Er war Kapitän der englischen Nationalmannschaft und ist auch jetzt beim AC Mailand wieder Führungsspieler. So schlecht kann er also nicht sein, oder?
Wie wichtig ist der Fußall für adidas?
Adidas ist durch den Fußball entstanden und groß geworden. Auch wenn er nur rund 18 Prozent des Gesamtumsatzes der Marke ausmacht: Fußball ist das Herz und die Seele des Unternehmens. Die Geburtsstunde von adidas war ohne Zweifel das WM Finale 1954 in Bern und damit einhergehend die Einführung der Schraubstollen. Das Bild, auf dem Sepp Herberger erstmals die Erfindung von Adi Dassler begutachtet, ist um die Welt gegangen.
Vorsprung durch Technik: Das Motto von Audi trifft auch auf adidas zu. Erkennen Sie Parallelen zwischen beiden Unternehmen?
Audi hat in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren in der Premiumklasse der Automobilhersteller den größten Sprung gemacht. Keine Marke war derart innovativ in Technik und Design. Als ich im Jahr 2000 stellvertretender Vorstandsvorsitzender von adidas wurde, habe ich fünf Thesen an die Wand geworfen. Eine lautete: Wir müssen in unserer Industrie Innovationsführer werden. Und als Unterziel formulierte ich damals: Jedes Jahr eine Innovation! Das ist uns gelungen und war maßgeblich für unser Wachstum. Audi verfolgt eine ähnliche Strategie und ist wie adidas überzeugt, dass man durch Innovationsführerschaft auch Marktführer wird. Meine Tochter fuhr übrigens vor Jahren das erste Alufahrzeug, einen Audi A2.
Mit welchem Auto sind Sie heute angereist?
In einem Audi A8 Zwölfzylinder.
Audi ist nach adidas als zweiter strategischer Partner beim FC Bayern eingestiegen. Begrüßen sie das?
Absolut. Ich habe den Einstieg als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern auch sehr eng begleitet. Audi ist ein idealer Partner für den FC Bayern. Nicht zuletzt auch aufgrund der Leidenschaft der handelnden Personen. Wir bei adidas kooperieren mit Audi und dem VW Konzern ohnehin auf vielen Ebenen.
2010 ist ein WM-Jahr. Auch ein besonderes für adidas?
Die Fußball-WM ist das größte Sportereignis der Welt und für uns der Schauplatz schlechthin. Wir sind offizieller Sponsor, Ausrüster und Partner der FIFA und beim Turnier in Südafrika mit zwölf adidas Teams am Start. Und um Ihrer nächsten Frage gleich zuvorzukommen: Mein Favorit ist Europameister Spanien, aber ich denke auch, dass die deutsche Mannschaft weit kommen kann.
Es gab etliche Bedenkenträger, als die Entscheidung auf Südafrika als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2010 fiel. Zählten Sie dazu?
Nein. Wenn man den Fußball weiterentwickeln will, muss man Ihn dorthin bringen, wo er noch nicht so prominent ist. Also auch nach Afrika. Ich habe großes Vertrauen in die Organisationskraft der FIFA und habe die ansteckende Begeisterung der Gastgeber beim Confederations Cup im letzten Jahr vor Ort erlebt. Daher bin ich überzeugt, dass wir eine einzigartige WM erleben werden.
Ihr Augenmerk richtet sich längst nicht nur auf den Spitzensport: Sie haben sich kürzlich mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus getroffen. Warum?
Sein Modell, bei dem er mit Mikrokrediten den Ärmsten der Armen zur Selbstständigkeit verhilft, fasziniert mich. Wir haben intensiv über eine Zusammenarbeit gesprochen. Eine der größten Krankheiten in Bangladesch ist die Wurmkrankheit. Die Menschen dort laufen zum großen Teil barfuß. Durch die Würmer, die dort im Boden sind, infizieren sie sich häufig. Wir planen einen Schuh, den sich jeder leisten kann. Wir haben Leute vor Ort und es gibt auch schon Prototypen. Das Spannende an der Idee des Mohammad Yunus ist, dass er keine Charity betreiben möchte. Geschäft und Wohltat kann man durchaus vereinen.
Derartige Einzelprojekte sind nur glaubwürdig, wenn sich ein Unternehmen generell einem solchen Geist verpflichtet fühlt.
adidas ist seit zehn Jahren im weltweiten Dow Jones Sustainability Index und auch in den entsprechenden europäischen Indizes für Nachhaltigkeit. Wir haben eine eigene Abteilung, die sich um das Thema Nachhaltigkeit kümmert. Alle zwei Jahre bringen wir einen rund 60 Seiten starken Sozial- und Umwelt-Standartreport heraus, in dem wir unsere Ziele auf diesem Gebiet genau definieren. Das kann sich jeder Verbraucher im Internet anschauen und sofort in den Dialog mit uns treten. An diesen Zielen lassen wir uns messen.
Welche Ziele verfolgen Sie mittel- und langfristig mit adidas?
Wir haben drei Stoßrichtungen. Wir wollen unsere Marktführerschaft in den europäischen Großmärkten festigen. In Amerika sehen wir noch enormes Aufholpotenzial. Und wir investieren in den drei großen Wachstumsmärkten. Also in China, in Russland und in Indien.
Herr Hainer, was treibt Sie an?
Ich bin leidenschaftlicher Sportler und somit angetrieben vom Wettkampf und vom Streben nach Erfolg, aber eben auch vom Miteinander und vom Teamgeist. Es gibt nichts Schöneres für mich, als gemeinsam in einem Team Erfolge zu haben- und sie auch zu feiern. Es gab sehr wenige Tage, an denen ich mich nicht auf die Arbeit gefreut habe.
Vielen Dank für dieses Gespräch!
Zur Person: Herbert Heiner
Es gibt keine Zufälle: Herbert Hainer wird am 3. Juli 1954 im bayerischen Dingolfing geboren. Einen Tag später wird Deutschland in Bern zum ersten Mal Fußball Weltmeister. Hainer selbst bezeichnet dies die Geburtsstunde der Marke adidas. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Landshut startet Hainer 1979 seine Karriere als Marketing-Manager für Deutschland bei Procter&Gamble. 1987 wechselt er zu adidas nach Herzogenaurach. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Unternehmen wird er im März 2001 Vorstandsvorsitzender der adidas AG. Der leidenschaftliche Sportler- Golfhandicap 19 - ist u.a. stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München. 2001 beteiligt sich adidas mit zehn Prozent an der neu gegründeten FC Bayern München AG. Hainer ist vielfach ausgezeichnet, u.a. 2005 als „Unternehmer des Jahres“ und 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.
Wir danken dem Audi Magazin für die Unterstützung und der zur Verfügungstellung des Interviews.
