Nicht die Spieler setzen die höchsten Anforderungen an den Ball, sondern speziell entwickelte Testverfahren. In den Labors der schweizer Firma Empa werden die offiziellen Spielbälle für die Euro 08 geprüft – und erhalten bei erfolgreichem Bestehen das Gütesiegel "FIFA approved". Dies ist nur dank Hightech möglich.
Wenn Nationalspieler und Top-Stürmer Miroslav Klose im Eurospiel Richtung gegnerisches Tor stürmt, drippelt er mit dem Hightech-Ball "Europass" von Adidas zwischen den Verteidigern hindurch. Auch wenn das Wetter nicht mitspielen sollte, der Ball lässt sich nichts anmerken: Dank einer feinen Noppenstruktur, der so genannten PSC-Texture lässt er sich auch bei Regen präzise spielen. Das war nicht immer so. Sein Vorgänger "Teamgeist" zeigte an der WM 06 bei nassen Verhältnissen ein deutlich anderes Verhalten als bei trockenen. Deshalb stand für die Ingenieure von Adidas bei der Entwicklung des Euro-Balles die Wetterfestigkeit, das heisst die Oberflächenstruktur, im Vordergrund. Das Innenleben blieb seit der WM 06 unverändert. Früher waren die Bälle dem Wetter gar völlig ausgeliefert: Das Leder saugte sich bei Regen voll, die Nähte quollen auf und der Ball wurde dadurch schwer und schlecht spielbar. Zudem wurde das störende Ventil meist unter einer Lederlasche verborgen und dann vernäht. Die Eigenschaften dieser "unrunden" Bälle waren dementsprechend dürftig.
Kunststoff statt Leder
Was hat sich seither verändert, so dass heute die neuen Hightech-Bälle perfekt fliegen und sich vom Spieler dennoch gut kontrollieren lassen, das heisst eine optimale Griffigkeit zwischen Fussball und Schuh bieten? Um diese Frage zu beantworten, ist ein Blick ins Innere nötig: Die "Ur-Bälle" waren zumeist in der Zwei-Schalen-Technik gebaut. Eine Schweins- oder Gummiblase sollte die Luft halten, geschützt von einem aus mehreren Segmenten zusammengenähten Ledermantel. Schneidet man einen heutigen handelsüblichen Fussball auseinander, hat sich scheinbar nicht viel verändert: Er besteht ebenfalls aus einer Aussenhülle und einer Gummiblase. Beim Betrachten dieser beiden Teile fällt jedoch ein enormer Detailreichtum an verwendeten Materialien und verarbeitungstechnischen Tricks auf, deren Sinn sich erst aus der genauen Kenntnis der Werkstoffe und ihrer Eigenschaften erschliesst. Die Aussenhülle besteht beispielsweise oft aus einem Kunststoff-Laminat. Dieses setzt sich aus einer Aussenhülle, einer Schaumgummi-, einer Latex- und einer Textilschicht zusammen. Diese Schichten sind miteinander verklebt und gemeinsam auf der Gummiblase aufgebracht. Herkömmliche Bälle bestehen aus 32 Fünf- und Sechsecken, die an insgesamt 90 Kanten zusammengefügt sind. Die Aussenhülle des Euro-Balls besteht hingegen nur aus 14 Segmenten – die Berührungspunkte und Schnittlinien wurden deutlich reduziert. Zudem wurden die Segmente nicht zusammengenäht, sondern mit einer Thermo-Klebetechnik verbunden. Laut dem Sportartikelhersteller ist die Aussenhaut nun wesentlich glatter und runder. Vor allem wegen der Optimierung des Kugelmodells hat der Mehrlagenbau aus Kunstleder oder anderen synthetischen Stoffen das Leder abgelöst. Zudem halten die Bälle länger und springen besser, da sie beispielsweise weniger Wasser aufnehmen und ihre Dämpfungseigenschaften optimiert sind.
Hohe Anforderungen
Doch was zählt eigentlich für die Spieler? Es ist schwierig, die Eigenschaften eines idealen Balles auf einen Nenner zu bringen. Beispielsweise könne das Flattern für Stürmer von Vorteil sein, für den Torwart bedeute dies jedoch ein erhöhter Schwierigkeitsgrad. Sicher spiele die Kraftübertragung eine entscheidende Rolle: Der Ball muss schnell abgehen, wenn man draufkickt, so der Wunsch der Spieler.
Das Ziel
Ziel des Weltfussballverbandes FIFA ist, dass sich weltweit alle "offiziellen" Fussbälle identisch verhalten und dass jeder Ball auch nach 90 Spielminuten noch gleich reagiert wie beim Anpfiff. Daher entwickelte die Empa auf Anfrage der FIFA exklusiv ein Prüfsystem, um Fussbälle auf ihre Material- und Qualitätseigenschaften zu testen. Aus umfangreichen Untersuchungen resultierten für die Typenprüfung schliesslich sieben Tests, die über das Erhalten des höchsten FIFA-Gütesiegels "FIFA approved" entscheiden.
FIFA approved
"Wenn ein Ball unsere Tests durchlaufen hat, ist er für einen fairen Wettkampf bestens geeignet", sagt der Empa-Forscher Martin Camenzind. Denn in den Labors der Empa müssen die Fussbälle deutlich härtere Belastungen überstehen als während eines regulären Spiels. Beispielsweise stellt ein Test sicher, dass ein Ball seine Form, seinen Druck und seinen Umfang während eines Spiels behält: Er wird 2000-mal mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde gegen eine Stahlwand geschossen. Die Nähte und Luftventile müssen unbeschadet aus dem Test hervorgehen und der Druckverlust darf nur sehr gering sein – genau wie die Abweichung bei Umfang und Rundform. Zudem darf der Ball sich nicht mit Wasser vollsaugen. Deshalb wird er bei regelmässiger Drehung 250-mal in einen Wasserbehälter gepresst. Dabei darf er nicht mehr als zehn Prozent seines Trockengewichts zulegen. Nur jene Bälle, welche alle sieben Tests erfolgreich durchlaufen, erhalten das höchste Gütesiegel. Daher muss der Schiedsrichter vor dem Eröffnungsmatch lediglich den Luftdruck des "FIFA approved" Spielballs überprüfen. Ein weiterer Vorteil: Die Nationalspieler können die Schuld für einen Fehlpass oder einen verschossenen Penalty nicht mehr auf den Ball abschieben – aber da bleibt ja noch die Qualität des Rasens.
FC Bayern Megastore in der Allianz Arena
Nach dem im Megastore des FC Bayern München der Ball vergriffen war, gibt es ab sofort den "Europass" wieder im Shop!
Kunststoff statt Leder
Was hat sich seither verändert, so dass heute die neuen Hightech-Bälle perfekt fliegen und sich vom Spieler dennoch gut kontrollieren lassen, das heisst eine optimale Griffigkeit zwischen Fussball und Schuh bieten? Um diese Frage zu beantworten, ist ein Blick ins Innere nötig: Die "Ur-Bälle" waren zumeist in der Zwei-Schalen-Technik gebaut. Eine Schweins- oder Gummiblase sollte die Luft halten, geschützt von einem aus mehreren Segmenten zusammengenähten Ledermantel. Schneidet man einen heutigen handelsüblichen Fussball auseinander, hat sich scheinbar nicht viel verändert: Er besteht ebenfalls aus einer Aussenhülle und einer Gummiblase. Beim Betrachten dieser beiden Teile fällt jedoch ein enormer Detailreichtum an verwendeten Materialien und verarbeitungstechnischen Tricks auf, deren Sinn sich erst aus der genauen Kenntnis der Werkstoffe und ihrer Eigenschaften erschliesst. Die Aussenhülle besteht beispielsweise oft aus einem Kunststoff-Laminat. Dieses setzt sich aus einer Aussenhülle, einer Schaumgummi-, einer Latex- und einer Textilschicht zusammen. Diese Schichten sind miteinander verklebt und gemeinsam auf der Gummiblase aufgebracht. Herkömmliche Bälle bestehen aus 32 Fünf- und Sechsecken, die an insgesamt 90 Kanten zusammengefügt sind. Die Aussenhülle des Euro-Balls besteht hingegen nur aus 14 Segmenten – die Berührungspunkte und Schnittlinien wurden deutlich reduziert. Zudem wurden die Segmente nicht zusammengenäht, sondern mit einer Thermo-Klebetechnik verbunden. Laut dem Sportartikelhersteller ist die Aussenhaut nun wesentlich glatter und runder. Vor allem wegen der Optimierung des Kugelmodells hat der Mehrlagenbau aus Kunstleder oder anderen synthetischen Stoffen das Leder abgelöst. Zudem halten die Bälle länger und springen besser, da sie beispielsweise weniger Wasser aufnehmen und ihre Dämpfungseigenschaften optimiert sind.
Hohe Anforderungen
Doch was zählt eigentlich für die Spieler? Es ist schwierig, die Eigenschaften eines idealen Balles auf einen Nenner zu bringen. Beispielsweise könne das Flattern für Stürmer von Vorteil sein, für den Torwart bedeute dies jedoch ein erhöhter Schwierigkeitsgrad. Sicher spiele die Kraftübertragung eine entscheidende Rolle: Der Ball muss schnell abgehen, wenn man draufkickt, so der Wunsch der Spieler.
Das Ziel
Ziel des Weltfussballverbandes FIFA ist, dass sich weltweit alle "offiziellen" Fussbälle identisch verhalten und dass jeder Ball auch nach 90 Spielminuten noch gleich reagiert wie beim Anpfiff. Daher entwickelte die Empa auf Anfrage der FIFA exklusiv ein Prüfsystem, um Fussbälle auf ihre Material- und Qualitätseigenschaften zu testen. Aus umfangreichen Untersuchungen resultierten für die Typenprüfung schliesslich sieben Tests, die über das Erhalten des höchsten FIFA-Gütesiegels "FIFA approved" entscheiden.
FIFA approved
"Wenn ein Ball unsere Tests durchlaufen hat, ist er für einen fairen Wettkampf bestens geeignet", sagt der Empa-Forscher Martin Camenzind. Denn in den Labors der Empa müssen die Fussbälle deutlich härtere Belastungen überstehen als während eines regulären Spiels. Beispielsweise stellt ein Test sicher, dass ein Ball seine Form, seinen Druck und seinen Umfang während eines Spiels behält: Er wird 2000-mal mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde gegen eine Stahlwand geschossen. Die Nähte und Luftventile müssen unbeschadet aus dem Test hervorgehen und der Druckverlust darf nur sehr gering sein – genau wie die Abweichung bei Umfang und Rundform. Zudem darf der Ball sich nicht mit Wasser vollsaugen. Deshalb wird er bei regelmässiger Drehung 250-mal in einen Wasserbehälter gepresst. Dabei darf er nicht mehr als zehn Prozent seines Trockengewichts zulegen. Nur jene Bälle, welche alle sieben Tests erfolgreich durchlaufen, erhalten das höchste Gütesiegel. Daher muss der Schiedsrichter vor dem Eröffnungsmatch lediglich den Luftdruck des "FIFA approved" Spielballs überprüfen. Ein weiterer Vorteil: Die Nationalspieler können die Schuld für einen Fehlpass oder einen verschossenen Penalty nicht mehr auf den Ball abschieben – aber da bleibt ja noch die Qualität des Rasens.
FC Bayern Megastore in der Allianz Arena
Nach dem im Megastore des FC Bayern München der Ball vergriffen war, gibt es ab sofort den "Europass" wieder im Shop!
