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Mit der Allianz Arena in eine völlig neue Dimension - Interview mit Alexander Wilhelm

Mit der Allianz Arena in eine völlig neue Dimension - Interview mit Alexander Wilhelm

Hinter dem Kürzel wwvt verbirgt sich einer der Dienstleister in der Allianz Arena ohne den es im Stadion ziemlich stumm wäre. Die Firma Wilhelm und Willhalm Veranstaltungstechnik GmbH setzt die gesamten technischen Lösungen im Medien- und Broadcastbereich um. In unserem Gespräch mit Alexander Wilhelm, einem der beiden Geschäftsführer, wollen wir einige Hintergrundinformationen über den ganz „normalen“ Ablauf eines Spieltages erfahren
Frage: Sie sind ja noch ein junges Team, trotzdem haben Sie im Veranstaltungssektor jede Menge Erfahrung, in der Branche sind Sie sogar ein „alter Hase“. Wie kam es dazu?

Alexander Wilhelm: Im Bezug auf Fußball begann alles im Jahr 1991. Eines Tages - die Firma war zu diesem Zeitpunkt noch in einem Kellerabteil untergebracht - klingelte das Telefon und Markus Hörwick, Pressechef des FC Bayern, fragte, ob wir vor den Spielen des FCB im Olympiastadion „Stimmungsmusik“ für die Südkurve machen könnten. Mit der Zeit bauten wir dieses „Infotainmentprogramm“ dann aus. Nach relativ kurzer Zeit wurden einige andere Vereine und Verbände auf uns aufmerksam. Stillstand bedeutet Rückschritt – aus diesem Grund versuchen wir stetig, das Programm und nicht zuletzt damit uns zu verfeinern, verändern und zu verbessern. Dies betrifft sowohl die Technik als auch den Inhalt.

Frage: Welche Großveranstaltungen haben Sie bisher umgesetzt?

Alexander Wilhelm: Das waren inzwischen schon einige im Laufe der Jahre. Seit etwa 1993 betreuen wir alle Heimspiele des FC Bayern, des TSV 1860 und von Bayer 04 Leverkusen. Dazu kommen andere Sportarten, wie beispielsweise American Football bei Frankfurt Galaxy. Ebenso haben wir seit 1993 als fester Partner des DFB und der DFL alle Ligapokal-, Hallenpokal- sowie alle Spiele der deutschen A- und U21 Nationalmannschaften sowie die Pokalfinalspiele in Berlin und diverse Champions League-Endspiele betreut und begleitet.

Den Höhepunkt markierten sicherlich die Jahre 2005 und 2006 mit der Durchführung des Confederation Cups sowie der FIFA WM 2006 als Generaldienstleister der FIFA und des WM-Organisationskomitees. Die komplette Betreuung, Ausstattung und Durchführung aller 64 Spiele und die technische Aufrüstung aller 12 Stadien stellte mit Sicherheit eine besondere Herausforderung dar – vor allem im logistischen Bereich. Letztendlich lief alles wie am Schnürchen und ohne die geringste Schwierigkeit ab, was ich der jahrelangen Erfahrung und Qualität unseres erstklassigen Teams zuschreibe. Das ist eindeutig unser größtes Kapital.

Aber es gibt auch ein Leben abseits des Fußballs. Wir sind für einige namhafte Wirtschaftsunternehmen weltweit unterwegs und betreuen Pressekonferenzen, Messen, Kinopremieren, Tagungen, Gebäudeeröffnungen, Galaveranstaltungen etc.. Dennoch, unsere Devise lautet: „Wenn Du glaubst ein ganz Großer zu sein, hast Du aufgehört einer zu werden!“ Also immer schön bescheiden bleiben…

Frage: Könnten Sie mittlerweile auch schon ein Buch über lustige und eher schmerzhafte Erlebnisse schreiben?

Alexander Wilhelm: Oh ja, allein der Gedanke daran bringt mich zum Schmunzeln. Das Leben ist ein herrlicher und überaus unterhaltsamer Slapstick, wenn man weiß, die Dinge und vor allem sich selbst mit Humor zu nehmen. Ein schönes Beispiel aus der Allianz Arena: Beim ersten Testspiel herrschte natürlich höchste Anspannung im Team, ob auch alles technisch sauber über die Bühne gehen wird - im Prinzip war dies ja die heiße Probe des kompletten Audiosystems. In einer etwas ruhigeren Phase des Spieles passierte unserem Stadion-DJ dann tatsächlich ein kleines Malheur. Er hatte für die Halbzeitpause den Titel „Fiesta Mexicana“ vorbereitet.

Als er sich nun etwas nach vorne beugte, um aus dem Fenster zu sehen, kam er mit der Hand auf die Tastatur des Musikservers und es erklangen in voller und brachialer Lautstärke die ersten Worte des Songs „HOSSA – HOSSA“. Ich glaube im Stadion saßen 69.000 Menschen mit kreidebleichem und einer mit hochrotem Kopf – ich stand zu diesem Zeitpunkt im Innenraum und wäre fast tot umgefallen. Seither trägt der Kollege den Künstlernamen „DJ Hossa“.

Beim DFB-Pokalfinale 2005 in Berlin ging auch einmal mitten im Spiel die Rasensprenganlage an. Als Reaktion darauf spielten wir umgehend „Ein bisschen Spaß muss sein“ ein – alle Zuschauer lachten herzlich und feierten das kleine Missgeschick auf ihre Art und Weise. Bei einem Länderspiel in Bremen vor einiger Zeiten fiel in der zweiten Halbzeit das komplette Licht aus - wir spielten „La le lu“ und „Kleine Taschenlampe, brenn“ – einfach unvergessliche und wie man in Bayern sagt saukomische Momente im Leben. Und da war doch noch etwas…? Ich sage nur: „Brüh im Glanze“…Es gibt wirklich immer wieder solch nette Anekdoten.

Frage: Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem FC Bayern München und dem Olympiastadion war es doch sicherlich ein Ziel, auch beim Neubau eines Stadions aktiv mitzuarbeiten. Waren Sie von Anfang an in die Planungen involviert?

Alexander Wilhelm: Ja und nein. Wenn sie auf die Allianz Arena anspielen, nein. Wir waren nicht wirklich aktiv in die Planungen miteinbezogen – und das ist gut so. Offen gesagt wollten viele Firmen bei diesem Projekt gerne mitmischen und plötzlich hatte jeder mal wieder „das Rad erfunden“. Uns war von Anfang an klar, dass dies nicht unser Kerngeschäft ist. Hier hätten sich viele Kollegen mit Sicherheit „vergaloppiert“.

Unser Part war hier eher die beratende Tätigkeit, um das Know-How, über das wir zweifelsfrei verfügen, von Beginn an mit in die Planung einfließen zu lassen. Mit der Auswahl des Partners EVI Audio, haben sich die Verantwortlichen der München Stadion GmBH eines der führenden Unternehmen im Installationsbereiche für derart große und komplexe Systeme ins Haus geholt und damit genau die richtige Wahl getroffen. Die Schwierigkeit ist ja nicht, eine leistungsfähige Innenraumbeschallung zu installieren, sondern das Audionetzwerk des gesamten immens großen Areals mit über 9.000 Lautsprechern sowie unendlich vielen Steuerungsverteilungen und Unterzentralen herzustellen.

Es ist nicht wichtig, zu wissen, was man kann, sondern viel mehr, was man nicht kann. Insofern haben wir gut daran getan, uns nicht um die komplette Umsetzung zu bemühen, sondern beratend zur Seite zu stehen. Schlussendlich war es einer der schönsten Momente meiner beruflichen Vita, dass die beiden Vereine und die MSG uns 2005 das Vertrauen geschenkt und uns nach 15 Jahren Olympiastadion mit in die Allianz Arena „übernommen“ haben. Eine ausgesprochen schöne und nicht alltägliche Geste.

Mehr über die Aufgabenbereiche von Wilhelm und Wilhalm Veranstaltungstechnik lesen Sie in Teil II des Interviews mit Alexander Wilhelm.
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