
Für Besucher in Fröttmaning und Reisende auf der Autobahn bietet sich in der Woche nach der EURO wieder das gewohnte Bild. Der Schriftzug der Allianz Arena wird dieser Tage nach eineinhalb Monaten „ohne“ wieder montiert. Im Interview spricht Bernd Müller, Prokurist der Firma LeuchtBau Werbekonstruktionen GmbH, was in der Zwischenzeit mit den wuchtigen Buchstaben passiert ist – und warum sie heuer besonders strahlen.
Das Interview mit Bernd Müller zum Arena-Schriftzug
Herr Müller, die Wartungen am Schriftzug der Allianz Arena finden normalerweise in 35 bis 40 Metern Höhe statt – diesmal auf dem Boden. Hat Ihnen die EURO also gut in die Karten gespielt?
„Je älter solche Schriftzüge werden, desto mehr Bedarf an Wartung ist vor allem am Gehäuse da. Insofern war es sehr gut, dass die Buchstaben jetzt mal abgenommen wurden und wir im Werk eine Bestandsaufnahme machen konnten. Wir wissen jetzt, wie der Zustand der beiden Anlagen ist.“
Dann verraten Sie uns: Wie ist er denn?
„Natürlich gab es ein paar kleine Themen, die behoben worden sind. Dafür konnten wir die Zeit jetzt gut nutzen. Wir konnten die Buchstaben auch mal aufschrauben und schauen, wie der Zustand im Inneren ist. Und auch lacktechnisch sind sie wieder aufbereitet worden.“

Wie lange dauert eine Wartung normalerweise – wie lange konnten Sie sich diesmal Zeit nehmen?
„Die normale Wartung im halbjährigen Zyklus dauert drei bis vier Tage, je nach Witterung. Die Buchstabenkorpusse mit dem LED-Mittel sind außen angebracht, aber die gesamte Elektronik sitzt im Inneren der Arena. Ein Großteil des Services findet daher nicht auf der Hebebühne, sondern im Gebäude statt. Nun hatten wir – mit Ausnahme der drei Buchstaben, die im Rahmen der ‚Pride Parade‘ noch auf dem Odeonsplatz präsentiert wurden – mehrere Wochen Zeit.“
Diesmal konnten auch Mitarbeiter helfen, die nicht schwindelfrei sind, oder?
„Genau (lacht). Und es war sogar noch smarter. Wir haben die Buchstaben ja tatsächlich ins Werk in der Oberpfalz gefahren. Dort konnten wir sie hinlegen, sie mussten nicht im hängenden Zustand bearbeitet werden. Das ist ein enormer Vorteil. Eigentlich war das heuer wie ein ‚smart repair‘“.
Strahlt der Schriftzug also besonders?
„Aus fachmännischer Sicht kann ich sagen: ja! Aber ob der Laie einen großen Unterschied von unten sieht, bezweifle ich…“
Wie lange ist die Halbwertszeit von Großanlagen wie dem Allianz Arena-Schriftzug?
„2005 war die Erstinstallation, 2015 haben wir eine größere Instandsetzung vorgenommen, die die Anlage technisch auf den neusten Stand gebracht hat. Schon jetzt konnten wir sehen, dass die erste Überarbeitung sehr, sehr gut war. Die Technik funktioniert noch reibungslos, aber es ist nur logisch, dass die Leuchtkraft der LEDs mit der Zeit nachlässt. Das wäre das nächste Thema. Die Halbwertszeit hängt grundsätzlich damit zusammen, wo die Anlage steht und welchen Einflüssen sie ausgesetzt ist.“
Gibt es besonders gute Beispiele?
„Man kennt ja zum Beispiel den Schriftzug beim ‚Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom‘, die Anlage war 50 Jahre alt. Die hängt aber auch einfach über einem Eingang, mit alter Technik und einer Stahlkonstruktion, die man nicht kaputtkriegt. Da kommt auf 35 bis 40 Metern Höhe mehr externer Einfluss zusammen.“
Die Buchstaben wurden Anfang Juni abmontiert und kommen nun, eineinhalb Monate später, zurück. Was ist komplizierter: Der Abbau – oder der Wiederaufbau?
„Die Wiedermontage. Beim Abbau ist es nicht ganz so schlimm, wenn mal ein Kratzer reinkommt. Beim Wiederaufbau muss man da deutlich mehr Acht geben. Und auch die elektronische Seite ist sehr komplex. Theoretisch können wir die Anlage animieren, jeder Buchstabe kann einzeln eingeschaltet werden. Deshalb ist auch die Anschlussthematik, wenn die Buchstaben hängen, nicht ohne.“
Wie viel Zeit ist für die Montage veranschlagt?
„Wie beim Abbau etwa vier Tage, dann noch etwa zwei Tage für die Einrichtung der Steuerung.“
Fangen wir mal von vorne an: Die Buchstaben sind bis zu vier Metern hoch und wiegen bis zu 500 Kilogramm, insgesamt sind das ca. 5,5 Tonnen. Wie läuft allein der Transport ab?
„Das ist eine komplizierte Sache! Wenn wir mal nur das große ‚A‘ nehmen, das etwa vier Meter hoch und vier Meter breit ist: Das ist im normalen Straßenverkehr natürlich schwer zu transportieren. Wenn der Buchstabe auf der Schenkelseite vom A liegt, haben wir die geringste Höhe, trotzdem brauchen wir einen Transporter, der so tief ist, dass wir in den Autobahn-Richtlinien bleiben.“
Sie arbeiten also mit Spezial-Gefährten?
„Ja. Dazu kommt der große Ring in der Mitte, der in zwei Teile zerlegt wird. Die kleinen Buchstaben werden teils auf einen LKW verladen und zum Teil hängend transportiert. Auch das ist eine Spezialanfertigung, normalerweise für Fertigbeton-Bauteile.“
Angekommen in der Oberpfalz. Wie groß ist Ihr Werk?
„Wir haben rund 140 Beschäftigte, die komplette Fertigungsstraße ist dort vorhanden. Zum Beispiel eine eigene Schlosserei, eine eigene Lackiererei, eine Plexi- und eine LED-Abteilung. Also: viel Platz auf rund 20.000 qm.“

Ist es für die Mitarbeiter dann normal, wenn Buchstaben in dieser Dimension ankommen?
„Nein, die Allianz Arena ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Die Buchstaben sind schon mächtig. Allein der Ring der Allianz misst 5,20 Meter im Durchmesser. Das sind Größenordnungen, die wir nicht alle Tage haben.“
Die Wartung läuft in zwei Schritten – unter anderem können Sie auch sehen, wie das Wetter dem Schriftzug bekommen ist. Gab es da Besonderheiten, etwa durch die Schneemassen im Winter, den vielen Regen zuletzt oder gar einen Blitzeinschlag?
„Man sieht vor allem Unterschiede zwischen der Anlage im Süden und im Norden. Im Süden geht es um Haltbarkeit trotz Sonnen- und UV-Einstrahlung, im Norden trocknet es dafür nach Niederschlag langsamer. Feuchtigkeit birgt natürlich immer Gefahr, wenn es um Elektronik geht. Bisher aber läuft es sehr stabil. Auch der Blitz hat noch nicht eingeschlagen, vereinzelte Dellen aber lassen auf den einen oder anderen Hagelschlag schließen.“
Stellen die Wetterkapriolen Sie vor neue Herausforderungen?
„Für die Elektronik sind die Ausschläge im Rahmen. Für den Winter haben wir eine Heizung eingebaut, damit gefrorenes Wasser abtropft und nicht in einem Brocken nach unten fällt. Das wäre gefährlich. Was wir letztes Jahr erstmalig hatten, war aber das Thema Sahara-Sand. Der hatte sich so abgelagert, dass wir sie äußerlich nicht richtig arbeiten konnten. Sand funktioniert wie Schleifpapier, also hätten wir die Lackoberfläche angegriffen. Wir mussten warten bis zum nächsten großen Regenschauer.“
Hat die außerplanmäßig große Wartung Einfluss auf die nächsten?
„Nein. Wir bleiben in unserem Halbjahres-Zyklus. Im Herbst werden wir nochmal rangehen, aber nur mit einer technischen Prüfung. Die Reinigung steht dann erst wieder nächstes Jahr im Frühjahr an.“
Schnaufen Sie auch persönlich durch, wenn der Schriftzug wieder hängt?
„Das sind schon echte Projekt-Highlights, die sehr viel Spaß machen. Nichtsdestotrotz hat sich hier auf meinem Schreibtisch viel angesammelt in den letzten Wochen. Daher freue ich mich auch, wenn ich hier wieder etwas mehr Ordnung machen kann…“
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